Illegaler Welpenhandel - Bildquelle: Sabine Naumann - stock.adobe.comIllegaler Welpenhandel © Sabine Naumann - stock.adobe.com

Definition: Was bedeutet illegaler Welpenhandel?

Im Internet und in Kleinanzeigen boomt das Geschäft mit Hundewelpen, die massenhaft und unter Qual in Hundefabriken im Ausland produziert und illegal nach Deutschland gebracht werden. Das illegale Geschäft mit Welpen ist nach Waffen- und Drogenhandel eines der lukrativsten auf dem Schwarzmarkt.

Welpen zum Wühltisch-Preis? Das gibt es auch noch. Aber längst dienen nicht mehr nur niedrige Preise als Lockmittel. Der kriminelle Handel hat seine Strategie der steigenden Nachfrage angepasst. Vor allem Trend-Rassen wie Französische Bulldoggen, Labrador Retriever, Möpse und Chihuahuas werden oft zu ähnlichen oder gar höheren Preisen angeboten wie Tiere aus seriösen Zuchten. Anzeigen werben mit süßen Fotos und herzzerreißenden Beschreibungen von Welpen. Doch die Realität sieht anders aus: Die Welpen werden viel zu früh der Mutter entrissen – was zu lebenslangen Verhaltensstörungen führen kann. Auch die medizinische Grundversorgung fehlt. Ohnehin schon geschwächt, müssen die jungen Hunde dann noch lange Transporte ertragen. Hinter dem Geschäft mit Welpen steckt großes Tierleid.

So funktioniert der Handel mit Welpen und deshalb ist er illegal

Die Welpenmafia vermehrt Hunde mit dem Ziel von größtmöglichem Profit. Artgerechte Haltung und liebevoller Umgang spielen keine Rolle. Deutschland bietet einen großen Absatzmarkt. Was genau ist illegal an dem Geschäft? Gegen welche Gesetze verstößt der Welpenhandel?

  • Die Verkäufer:innen geben sich als Privatpersonen und Hobbyzüchter:innen auf Kleinanzeigen-Portalen im Internet aus. Sie umgehen so die Umsatzsteuerpflicht und können ihre Identität leicht fälschen. Oft besitzen sie mehrere Benutzerkonten (unter falschen Namen) auf Internet-Plattformen. Sie im Nachhinein ausfindig zu machen, ist fast unmöglich. Hinter den Personen steht ein ganzes Netzwerk: vom Fahrer bis zur Zuchtfabrik.
  • Schutzimpfungen für Welpen wie etwa Tollwut sind laut Tiergesundheitsgesetz verpflichtend, damit Tiere importiert werden dürfen. Illegal gehandelte Welpen sind oft weder geimpft noch entwurmt. So spart die Welpenmafia Kosten. Impfpässe sind teils gefälscht.
  • In Deutschland dürfen Welpen nicht vor der achten Woche von der Mutter getrennt werden. Auch der Transport ist bis zu diesem Alter nur in Begleitung des Muttertiers erlaubt. Illegal gehandelte Welpen werden oft viel früh von der Mutter getrennt.
  • Ein Welpe muss 15 Wochen alt sein, bevor er aus dem Ausland nach Deutschland gebracht werden darf. Denn: Er braucht eine gültige Tollwutimpfung. Diese empfiehlt sich erst ab der 12. Woche. Nach 21 Tagen ist sie dann wirksam. Aus Osteuropa importierte Welpen sind oft deutlich jünger. Junge Tiere wirken niedlicher und lassen sich besser verkaufen.
  • Wer ohne behördliche Erlaubnis mit Tieren handelt, verstößt gegen das Tierschutzgesetz.
  • Außerdem gibt es bestimmte Vorgaben für den Import von Hunden: "Das sind die Kennzeichnung mit Mikrochip, ein EU-Heimtierausweis und die gültige Tollwut-Impfung, die vom Tierarzt in den EU-Heimtierausweis eingetragen wird", sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.

So leiden die Welpen unter dem Handel

Welpen aus Vermehrerstationen in Osteuropa haben oft gesundheitliche Schäden. Bei der Zucht geht es rein nach der Schönheit der Eltern. Auch Tiere mit Erbkrankheiten bekommen Nachwuchs. Die Welpen sind meist nicht geimpft, nicht entwurmt und ihnen fehlen Abwehrstoffe durch die Muttermilch. Sie haben zudem oft einen langen Transport hinter sich. Viele Tiere überleben das nicht – oder sie sind stark geschwächt. Um Kosten zu sparen, entreißen die Händler und Händlerinnen die Welpen oft schon nach zwei bis vier Wochen der Mutter. Viele Welpen sind dadurch traumatisiert und verhaltensauffällig – bis ins Erwachsenenalter hinein. Die ersten Lebenswochen prägen schließlich fürs Leben.

Auch die Elterntiere leiden unter illegalem Welpenhandel

Die Elterntiere leben in Zuchtfabriken. Sie fristen ihr Dasein in Käfigen und Schuppen. Oft sitzen die Tiere in ihren eigenen Exkrementen. Die Hündinnen leiden unter der frühen Trennung von den Welpen. Sie werden als Gebärmaschinen missbraucht. Hündinnen benötigen nach einer Trächtigkeit eine Pause. In dieser Leerzeit regenerieren sie. Darauf nimmt die Hundemafia keine Rücksicht. Wann immer es möglich ist, wird eine Hündin gedeckt. Sie ist körperlich ausgemergelt. Sobald sie nicht mehr als Gebärmaschine taugt, wird die Hündin getötet. Auch die Rüden leiden. Sie leben in Einzelhaft, werden mit Hormonen vollgepumpt und teils mit Stromschlägen zum Decken gezwungen.

Illegalen Welpenhandel erkennen und melden: Das kann man dagegen tun

  • Internet-Plattformen sind der größte Umschlagplatz für Welpen aus tierquälerischen Zuchten. Entdeckst du auffällige Anzeigen, melde diese der Plattform und dem Veterinäramt.
  • Die Übergabe des Welpen kommt dir komisch vor? Wer kriminelle Machenschaften wittert, sollte den Verdacht der Polizei melden – und auf keinen Fall das Tier aus Mitleid kaufen. Auch nicht, wenn es einem das Herz bricht. Sonst leiden nur noch mehr Tiere. 
  • Beobachtest du verdächtigen Hundehandel, sind Polizei, Veterinäramt und örtliche Tierschutzvereine gute Ansprechpartner. Der Deutsche Tierschutzbund rät: Im Notfall solltest du immer als erstes die Polizei kontaktieren.
  • Tierschutzorganisationen raten vom Internet-Kauf von Welpen ab. Besser: Wende dich ans örtliche Tierheim. "Dieses berät im Vorfeld, nimmt sich Zeit für Interessenten das passende Tier zu finden, Interessierte können den Hund kennenlernen und es gibt auch eine langfristige Betreuung", sagt Corinna Madjitov von der Tierschutzstiftung Vier Pfoten.

Welpenkauf vom Züchter: Das sollte man beachten

  • Die Übergabe: Seriöse Züchter:innen übergeben ihre Welpen Zuhause und fragen etwa nach, wie der Tagesablauf der Interessenten ist. Sie zeigen Interesse daran, dass ihre Welpen geeignete Besitzer:innen bekommen. Soll die Übergabe auf einem Parkplatz oder in einem Park stattfinden? Herrscht Eile? Das sind Alarmsignale. 
  • Muttertier anschauen: Bei Tieren aus seriöser Zucht ist es möglich, sich die Mutter des Welpen anzuschauen. Die Hündinnen haben ein ausgeprägtes Gesäuge, wenn sie wirklich geworfen haben. Wer sich nicht die Mutter des Welpen anschauen darf, sollte vom Kauf absehen. 
  • Welche Rasse darf es sein? Seriöse Züchter:innen sind meist auf eine oder zwei Rassen spezialisiert. Vorsicht, wenn unterschiedliche Rassen und Welpen aus unterschiedlichen Altersklassen angeboten werden. Das deutet auf Anbieter:innen hin, die als Zwischenhandel von Vermehrerzuchten im Ausland dienen.
  • Kaufvertrag abschließen: Im Vertrag stehen Details zum Hund und Name und Adresse des Verkäufers oder der Verkäuferin. Wichtig: Personalausweis zeigen lassen und Daten abgleichen. Musterverträge gibt es im Internet.

Straftat illegaler Welpenhandel: So ist die gesetzliche Lage

Wer einen illegal gehandelten Welpen gekauft hat, macht sich nicht strafbar – trägt aber eine moralische Mitschuld am Tierleid. Kriminelle Tierhändler:innen müssen mit Geldstrafen zwischen 5.000 und 25.000 Euro rechnen. Der illegale Welpentransport gilt als Ordnungswidrigkeit. Laut Deutschem Tierschutzbund kann der Welpenhandel im Einzelfall auch als Straftat bewertet werden. Wer Tieren länger andauernde oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen und Leiden zufügt, verstößt gegen das Tierschutzgesetz.

Der Einfluss der Corona-Pandemie auf den Welpenhandel

Der Wunsch nach einem Haustier boomt seit Beginn der Corona-Pandemie. Tierheime waren teils leergefegt. Tierheime und Züchter:innen konnten kaum die Nachfrage decken. Das befeuerte den illegalen Tierhandel. Und es zeigt, wie stark das Internet als Abschlagsplatz dient. Als es coronabedingt innerhalb der EU im Frühjahr 2020 Grenzschließungen gab, gingen die Anzeigen für Welpen um 67 Prozent zurück. In den ersten zwei Wochen nach den Grenzöffnungen ab Ende Juni 2020 stieg die Anzahl der Verkaufsanzeigen wieder massiv: Für Mode-Rassen wie Französische Bulldoggen teils um über 90 Prozent. Die Zahlen stammen von der Tierschutzstiftung Vier Pfoten. Diese analysierte gezielt die Anzeigen für Hunde auf Ebay-Kleinanzeigen und Quoka.

Laut einer Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes verdreifachte sich im Corona-Jahr 2020 die Zahl der vom illegalen Handel betroffenen Hunde nahezu. Fälle mit über 1.050 Hunden, fast ausschließlich Welpen, wurden entdeckt. Und auch 2021 hat der illegale Welpenhandel einen Rekord gebrochen: Noch nie waren so viele Tiere betroffen. Bereits im ersten Halbjahr 2021 gab es mit 179 bekannt gewordenen Fällen und 1.054 Hunden mehr Fälle und betroffene Welpen als im gesamten Vorjahr. Dabei handelt es sich bei den bekannt gewordenen Fällen nur um die Spitze des Eisbergs. "Die Pforten des Internets sind für kriminelle Händler nach wie vor weit geöffnet - und der Gesetzgeber greift nicht ein. Die Tierheime kämpfen täglich um das Leben der sichergestellten Welpen", sagt Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Tierschützer:innen kämpfen für ein Verbot des Onlinehandels mit Tieren. Der Deutsche Tierschutzbund etwa unterstützt auch die Tierheime finanziell bei der Unterbringung und Versorgung der Welpen.